Raum 2

Dann geht es jetzt in Raum 2, da hingen die Bilder zur Serie "Werkstatt der Schmetterlinge".
Angefangen hat es damit, dass ich ein Bild für das Kinderzimmer unseres ersten Enkels malen wollte. Seinem Kinderbett gegenüber war zwischen Schrank und Fenster eine schöne und leere weiße Wand. Wenn das Kind nach dem Aufwachen etwas zum Anschauen im Bett hatte, gab es eine Chance, dass die Eltern eine halbe Stunde länger schlafen konnten. Weshalb ich mir dachte, ich male ein Bild, auf dem es immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt. Da ich nicht mehr im Kopf hatte, wie groß die Fläche ist, entschloss ich mich ein Bild zu malen, dass man sowohl der Breite als auch der Höhe nach aufhängen konnte.
Ich liebe die Erzählung der nicaraguanischen Schriftstellerin Gioconda Belli, als Schriftstellerin und Lyrikerin eine der international bekanntesten lateinamerikanischen Autorinnen: "Die Werkstatt der Schmetterlinge". Es gibt sie als schönes Bilderbuch, illustriert von Wolf Erlbruch, Prof. an der bergischen Universität Wuppertal, ich glaube, ich habe das Buch imTivoli schon einmal vorgestellt? Er hat u.a. diese Illustrationen dazu gezeichnet:





Was wird erzählt?
Als vor langer Zeit die Erde erschaffen wurde und ausgestattet werden sollte, war es die Aufgabe der „Gestalter aller Dinge“, sie mit Pflanzen und Tieren auszustatten, und das nach einem strengen Gesetz: für das Pflanzenreich Pflanzen, für die Tierwelt Tiere; auf keinen Fall durfte es eine Vermischung geben!
Rodolfo, einer der Gestalter, und seine Freunde fanden diese Regel sehr lästig. Beunruhigt von der „Weisen Alten“ beobachtet, malten sie sich bspw. einen Baum aus, der wie ein Vogel singen würde… oder einen Vogel, der Äpfel anstatt Eiern legte… Auch träumte Rodolfo Tag und Nacht davon, etwas völlig Neues zu schaffen, ein Wesen, das wie ein Vogel und gleichzeitig wie eine Blume sein sollte. Aber was war wohl so schön wie eine Blume und gleichzeitig in der Lage, wie ein Vogel zu fliegen?


„Die Weise Alte“ befand, dass es Zeit wäre, mit ihren jungen Gestaltern ein ernstes Wort zu sprechen: „Die Ordnung des Weltalls beruht auf Gesetzen, die so einfach wie vollkommen sind! Selbst die kleinsten Geschöpfe sind mit großer Weisheit entworfen. Damit ihr das nie vergesst und keinen Unsinn ausbrütet, haben wir beschlossen, euch eine neue Aufgabe zu geben. Ab morgen früh werdet ihr in der Insektenwerkstatt arbeiten.“
Traurig verließen die Freunde „Die Weise Alte.“
Die Insektenwerkstatt war das Letzte, wo sie arbeiten wollten. Sie hatte einen schlechten Ruf und hatte bisher nur die Erfindung der Spinnen vorzuweisen, die, genau genommen, gar keine Insekten waren.
Nur kurz bejammerten sie ihr Schicksal und begannen dann entschlossen, nachzudenken.
Gwendolin schlug vor ein Tier zu erfinden, das leuchten konnte wie ein Stern, und es Glühwürmchen zu nennen. Kalle dachte sich ein Insekt aus, das lauter singen konnte als ein Vogel: eine Grille. Paganini erfand eines, das furchtsam wie ein Känguru durchs Gras hüpfen würde und nannte es Heuschrecke. Schlag auf Schlag hatten sie nun neue Ideen. Rodolfo wollte ein Insekt mit einem kleinen roten Panzer, ähnlich dem einer Schildkröte kreieren und es mit schwarzen Punkten versehen… der Marienkäfer war geboren. Und Fedora dachte an eines, das so grün wie die Hoffnung war. Rodolfo erfand auch ein zwar kleines, aber ungemein starkes Insekt, das er Ameise nannte.
Sein Traum war aber nach wie vor ein Wesen, das Blume und Vogel zugleich war. Ein Wesen von so großer Schönheit und Anmut wie der Regenbogen, den sein Großvater erfunden hatte.


Die Arbeit daran nahm ihn völlig gefangen. Und eines Nachts, als er sich seinem Ziel schon ganz nahe glaubte, schuf er ein geflügeltes Insekt, mit einem schimmernden Leib und metallisch glänzenden Flügeln. Seine Freundin Fedora war hingerissen von seinem Flug im Mondlicht und ermunterte Rodolfo, nun mit der Libelle zufrieden zu sein und einzusehen, dass nicht alle Träume wahr werden können.
Rodolfo jedoch beharrte darauf, dass die Gestalter aller Dinge ihre Träume niemals aufgeben dürften: „Ich will etwas erfinden, das alle glücklich macht!“
Eines Morgens, eingeschlafen an seinem Lieblingsplatz am Seeufer, weckte ihn der schwirrende Flügelschlag eines Kolibris, der von Blüte zu Blüte flog und dessen Bild sich beim Flug über den See im Wasser spiegelte. Da ging Rodolfo ein großes Licht auf! Nun schwebte auf dem Wasser vor seinen Augen das Wesen, das er so lange gesucht hatte!


Er eilte in seine Werkstatt und begann das Wesen zu entwerfen, das er Schmetterling nennen wollte.
Seine Freunde staunten, als sie seinen ersten Entwurf sahen.
Ein Insekt, so zart wie eine Blume, das fliegen konnte wie ein Vogel, in Orange mit gelben Streifen…
„Die Menschen werden seine Schönheit bewundern und sich viele geheimnisvolle Geschichten über ihn ausdenken. Wir sollten dieses Wesen in vielen tausend Farben entwerfen… Wir sollten eine eigene Werkstatt beantragen. Nur für Schmetterlinge!“


Dazu musste von der „Weisen Alten“ eine Versammlung aller Gestalter im großen Versammlungssaal angesetzt werden. In ihm war es immer Frühling, seine Decke war aus Kristall und seine Wände waren aus Wolkenmassen, leuchtend wie ein Sonntag im Mai.
In großen verhängten Glaskästen trugen Rodolfo und seine Freunde die Schmetterlinge in den Raum und lüfteten auf Kommando die Tücher.
Stumm vor Staunen verfolgten alle Anwesenden das unglaubliche Farbenschauspiel, das eine große bunte Wolke aus tanzenden Schmetterlingen bot. Bald kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr und Rodolfo konnte spüren, wie die versammelten Gestalter sich eine Welt voller Schmetterlinge vorzustellen begannen, und wie diese Vorstellung jeden glücklich zu machen schien.


Seine neue Werkstatt baute er am Ufer des Kolibri-Sees.


Und so machte auch ich mich daran, Schmetterlinge zu entwerfen. Nebenbei war es mir wichtig, dem Betracher die Möglichkeit zu geben, hinter dem Offen-Sichtlichen weitere Ebenen zu finden.
Das erste Schmetterlingsbild ist dieses, erst einmal als "Tanz der Schmetterlinge" betitelt.
Alle Bilder dieser Serie sind 60 x 80 cm, wie immer Öl auf Leinwand auf Keilrahmen.



Da man mit dem Tivoli-Bilderupload leider nur max. 250 kb einstellen kann, gehen Details ziemlich unter.
Vielleicht sieht man hier Details besser? Die sog. Geisterschmetterlinge. Es gibt in den Bildern immer drei Ebenen, das ist aber nicht sofort er-sichtlich, was be-absichtig ist. Der/die Betrachter/in soll ja immer wieder etwas Neues entdecken.



Na, vielleicht bei den anderen!



Detail



Ich denke, ihr bemerkt, dass ich mich bewusst für eine etwas naivere Malerei entschieden habe.
Das Verblüffende: gerade Erwachsene ziehen dies Bilder magisch an.


Die grüne Variation



Besonders schwer mit dem Tablet zu fotografieren, also die Farben halbwegs stimmig hinzubekommen, die Variation in Blau und in Braun



:hi:"Jeder Versuch sich mitzuteilen kann nur mit dem Wohlwollen des anderen gelingen!" Max Frisch