Minus für Asklepios

Veröffentlicht: 13.06.2014 14:39



Ich möchte vorwegschicken: Ich bin überzeugt, dass Ärzte, Schwestern und Helfer in der Klinik ihr Bestmöglichstes geben - aber bei möglicherweise gewolltem personellen Engpass sind eben solche Fälle - wenngleich sicherlich bzw. hoffentlich ein Einzelfall - möglich. Der zweite Teil meiner Schilderung jedoch ist ein eklatanter Planungsfehler der Klinikleitung, und der gehört allemal an den Pranger gestellt.


Die Asklepios-Klinik in Hamburg-Harburg (kurz: AKH) hat rein medizinisch gesehen einen durchaus guten Ruf und ist sicherlich empfehlenswert. Dennoch ist beileibe nicht alles Gold, was glänzt. Der Fall:

Eine Patientin, die bereits 3 Wochen lang in einem kleineren Krankenhaus ohne Erfolg untersucht worden war und deren Allgemeinzustand sich rapide verschlechterte (Beschwerden waren unklare Bauchschmerzen) wurde zunächst dort entlassen, weil man nichts finden konnte. Innerhalb von 5 Tagen jedoch wurde der Verfall dramatisch, das Blutbild, welches schon wochenlang schlecht war, verlangte lt. Hausarzt kurzfristigst nach einer Bluttransfusion sowie weiteren qualifizierteren Untersuchungen. Sie wurde als Notfall ins AKH eingewiesen, wo innerhalb kürzester Zeit die Transfusion stattfinden sollte. Das allerdings nahm dann in der Notaufnahme geschlagene 10 Stunden in Anspruch (wobei man durchaus 1h zur Blutuntersuchung und weitere 2-3h zur Aufbereitung der Transfusionsmenge veranschlagen muss), in denen erst auf Anforderung hin der bettlägerigen Patientin etwas zu Essen und zu trinken verabreicht wurde. Einlieferung war um 15.00, endgültig über die Aufnahme und Unterbringung war dann gegen 1.00 Uhr nachts entschieden - und das obwohl Vorgeschichte und Einlieferungsgrund bekannt waren. Und es lag nicht am unklaren Fall an sich, sondern an der Kapazität des Personals in der Notfallaufnahme. Die Patientin lag in der ganzen Zeit in einem winzigen Nebenraum, und wurde nur während der Transfusion etwas beobachtet.

Dies war der erste AKH-Schock, doch der zweite folgte sogleich. Die Patientin war sehr gut versichert, konnte sich die Wahlleistung eines Einbettzimmers und die Chefarztbehandlung leisten. Ihr größtes Handicap ist, dass sie seit Jahren an den Rollstuhl gefesselt ist, nicht gehfähig ist. Wenn man nun denkt, ein Krankenhaus sei ja grundsätzlich rollstuhlgeeignet, dann irrt man leider. Im AKH gibt es eine wunderschöne Privatstation, aufgemacht wie das Hilton und fraglos ein Segen für so manchen zahlungskräftigen Patienten. Aber nicht für Rollstuhlfahrer, denn in KEINEM der Zimmer ist das Bad rollstuhlgerecht. Es ist winzig (kaum 3 qm), die Dusche nicht begehbar und bei jeder Benutzung des Bades muss die Badezimmertür sperrangelweit aufstehen, da man mit einem Rollstuhl nicht in den kleinen Raum passt. Wie soetwas geplant und gebaut werden kann, ist mir ein Rätsel und eine Idiotie in der Ausführung. Und damit nicht genug, selbst normale Patienten werden geärgert - dadurch, dass zB die Beleuchtung des Zimmers nicht vom Bett aus erreichbar ist, was eine Selbstverständlichkeit in jedem Provinzkrankenhaus ist, sondern nur durch in die Wand eingelassene Schalter oberhalb des Kopfendes. Die Kleiderschränke sind winzig und haben nur Rocklänge( bzw. Höhe) und sind, weil zu hoch, auch nicht vom Rollstuhl aus zu erreichen.

Ich frage mich ernsthaft, welche Dilettanten man zum Bau dieser Station zugelassen hat, die doch immerhin die Oberklasse in dem Krankenhaus darstellt und teuer bezahlt werden muss.

Es bleibt anzumerken, dass das Personal dort ausgesprochen freundlich und hilfsbereit ist und viele der Unzulänglichkeiten versuchte , wettzumachen. Und es ist Fakt, dass den Ärzten dort die Diagnose einer lebensbedrohlichen, extrem seltenen Krankheit gelang.

Was bleibt ist der Eindruck einer scheinbar unfähigen Krankenhausverwaltung, die inzwischen nicht nur am Personal spart sondern auch bestimmte Patientengruppen ausgrenzt. Ob das der richtige Weg ist??? Sehr schade.

Dass unser Gesundheitssystem wirklich nicht das gesündeste zu sein scheint, mag dieses kleine Beispiel zusätzlich beleuchten: In dem o. erwähnten kleinen Regionalkrankenhaus war die Regelleistung bisher die Unterbringung in einem Zweibettzimmer. Das war den Krankenkassen aber wohl zu teuer, man verlangte Umbauten. Und so mussten bei vielen Zimmern die Zwischenwände zum Nachbarzimmer herausgebrochen werden, um aus 2-Bettzimmern so 4-Bettzimmer zu machen, teilweise belegt mit 5 Patienten. Es ist wirklich schade, dass unsere Krankenhauskultur so auf dem Rückzug ist - und dies nur veranlasst durch blindwütiges Sparen.

Michael