Beiträge von Götterbote

    Der Blaustrumpf in persona oder das Wort? :smile:


    Das Wort. Die leibliche Fassung kenne ich freilich zur Genüge. :nod: Margot war ja "erblaut" oder "erlilat" und nicht erblondet. Gibt das dein Farbbild nicht her? :giggle:
    Ich glaube, "Rendite" kannte man im Osten gar nicht. Es gab ja de facto auch keine Zinsen, nicht mal Verbraucherkredite (bis auf ganz wenige Ausnahmen wie Ehekredit, einen seltenen Teilzahlungskredit für auslaufende TV-Geräte und Hausbaukredite für die paar Leute). Und von "Produktivität" möchte ich auch nicht sprechen. Ja, es stimmt, was du sagst und was von DDR-Fans immer abgestritten wird: Es gab Arbeitslosigkeit in vielerlei Form, nur nicht offiziell. Mann, haben sich da viele gelangweilt auf Arbeit, manche, um auf Material zu warten, und andere, weil sie wortwörtlich nichts zu tun hatten und "beschäftigt" wurden. Pünktlicher Arbeitsschluss war in den meisten Fällen garantiert. In den "Feuilletons" der Zeitungen wurde das sogar idyllisch ausgeschmiert: "Jeden Tag um 16 Uhr trifft sich die Familie am Kaffeetisch." Bei gestrecktem Ersatzkaffee, füge ich mal hinzu. Da blieb dann für viele Zeit und Kraft, auf Nahrungssuche zu gehen und sich Material für ihre Gartenhütten zu "besorgen".
    Es soll ja wohl (?) eine weitere Staffel Ku'damm '62 geben. Da wird es dann wohl wieder etwas vordergründig politischer zugehen müssen.
    Ich habe so manche Bekannte bis zum S-Bahnhof Friedrichstraße an die bewusste, teilende Tür gebracht, hinter der sie dann, mit ihrem Pass winkend, verschwanden. MG habe ich mich da immer Sch****e gefühlt. Auf der Rückfahrt von Berlin durfte mich dann keiner ansprechen...
    1991 war ich dann wohl selbst das erste Mal auf dem Ku'damm. Habe mir bis zum Abflug in Tegel auf dem Ku'damm und Umgebung die Zeit vertrieben. Irgendwie war ich dann aber doch ein bisschen enttäuscht, wie das manchmal so ist, wenn man sich das Unerreichbare und Verheißungsvolle in den schillerndsten Farben ausmalt und das Orignal dann doch nicht ganz heranreicht. Anfang der 90er hatte der Ku'damm wohl auch schon seine beste Zeit hinter sich? Dennoch war er zehnmal besser als Honeckers Showpiece im Osten mit Alex und TV-Turm.

    Ich habe beide Serien gesehen und oft meine Zweifel gehabt, auch schon bei den ersten Folgen, ob das seinerzeit wirklich alles schon so gediegen wohlständig war, zumal in Berlin, das doch auch ziemlich zerbombt worden ist?
    DAs war auch ein Statussymbol: meine Frau hat es nicht nötig zu arbeiten!


    Du hast sehr genau beobachtet, Tosca: Man sah nicht eine Ruine am Ku'damm- außer der Gedächtniskirche, wenn man so will - und das mitten in Berlin? Und das Haus des Staatsanwalts ist mir auch gleich aufgefallen. Da fehlte der Stuck der Gründerzeitvillen wie in Grunewald und anderswo. Es war ja eher Bauhausstil, aber selbst die hatten keine so gr0ßzügigen Räume. Scheint ein Neubau(?) gewesen zu sein. Ich würde gern mal eine Original-"Nietenhose" (so nannten sie die Älteren bei uns auch) von damals sehen, wie der Schnitt war und wie die gesessen haben.
    Meines Wissens nach brauchten Frauen damals per Gesetz die Einwilligung des Ehemanns für den Führerschein, fürs Arbeiten und für ein Konto sowieso. Aber auch ohne Gesetz hatten im Osten die Männer gewöhnlich die Hosen an. Mein Vater hat nur widerwillig zugestimmt, als meine Mutter dann wieder Teilzeit arbeiten ging. Im Osten sind aber Frauen auch kaum Auto gefahren. Sie machten vllt. den Führerschein, aber der Mann ließ sie nicht ans Steuer.
    Mich hat der Film oft an die damaligen Werbespots aus der Frühzeit des Fernsehens erinnert, wo die züchtige Hausfrau in Kittelschürze ihre neu erhaltenen Küchengeräte ausprobiert und dem Mann das Essen serviert haben, wenn er - natürlich im Anzug - nach Hause kam. Dadurch wurden ideologische Stereotype medial transportiert und gefestigt.


    "Meine Frau hat es nicht nötig zu arbeiten", war eine beliebte Darstellungsweise der aufstrebenden Mittelschicht. Dass es die Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarkt überfordert hätte und dass Ehefrauen aber dadurch zeitlebens vom Wohlwollen des Mannes abhängig waren, wurde ausgeblendet. Als meine Mutter in den 80er Jahren als Rentnerin nach München fahren konnte, um Verwandte zu besuchen, hörte sie erstaunt die flüsternden Klagen von Frauen, dass der Mann für Ausflüge kein Geld bewilligt hätte.
    Andererseits deckt der Spruch die Bandbreite weiblichen Rollenverständnisses keineswegs ab, sondern zementiert den Machtanspruch des Mannes. Anfang der 90er bekam ich als kalte Akquise der Assekuranz einen Telefonanruf, der dieses Rollenmodell noch aufscheinen ließ: "Na, Sie sind doch der Haushaltsvorstand(?)" fragte die Männerstimme am Telefon. "Was ist ein Haushaltsvorstand?", war meine Gegenfrage. "Ach, Sie sind wohl aus dem Osten?"... Den Rest erspare ich euch.
    Ja, bedingt durch das Wohlstandgefälle zwischen Ost und West und durch die unterschiedliche Arbeitsmarktsituation mussten im Osten tatsächlich die meisten Frauen arbeiten. In der Rentendiskussion sieht man dann oft noch die Folgen der unterschiedlichen Erwerbsbiografien als unterschiedliche Rentenanwartschaften. Viele hatten aber auch im Osten keinen Bock auf Erwerbsarbeit. Das wurde von Honecker und manchen Feministinnen einfach geleugnet. Das Heimchen am Herd passte ihnen aus verschiedenen (arbeitsmarktpolitischen und ideologischen) Gründen nicht ins Konzept.
    Die nachwachsende Generation opponierte dann zunehmend gegen alte Rollenmodelle und kämpfte um ihr Lebensglück (Monika). Wer es nicht tat, wie ihre Schwestern, sah sich mitunter vor einem Scherbenhaufen.

    Ja, nun hab' ich's gesehen und hatte erst mal Mühe, in den Plot reinzukommen. Warum die zu Anfang nicht mal eine Zusammenfassung vom bisherigen Geschehen zeigen?
    Ich sehe den Film natürlich mit den Augen des Ostdeutschen und da fällt mir eben sofort der große Wohlstand im Vergleich zum Osten auf. Monikas Schwestern im Grace-Kelly-Look waren ja abartig gut verheiratet und lebten in schicken Häusern und das bei nur einem Einkommen und bereits 1959. Auch wenn es das Schaufenster des Westen war, so konnte doch damals schon die marode DDR mit ihrem Showpiece Ostberlin nicht mithalten. Es gab ja gar keinen vergleichbaren Boulevard wie den Ku'damm im Westen. Im Osten gab es den Alexanderplatz, die gruseligen Stalinbauten in der Allee zum Straußberger Platz (früher Karl-Marx- Allee, heute???) und die Straße Unter den Linden, aber die war ja noch aus dem Kaiserreich. Die Friedrichstraße war tot. Der Osten hatte eben auch architektonisch dem Westen rein gar nichts entgegenzusetzen außer abgrundtiefe Häßlichkeit.
    Hat jemand die Drehplätze aus dem Film wiedererkannt? Muss ja gar nicht so einfach gewesen sein, noch solche rustikalen Bauten und Straßenzüge zu finden. War das überhaupt (West-)Berlin? Und gibt es eigentlich solche grünen, gußeisernen Rundkioske noch, die dort zu sehen waren?


    Kleidungsmäßig trug man also damals schon Twinset? Das hat sich aber bis mindestens in die End-Siebziger gehalten oder? Im Osten gab es ja keine Baumwollbekleidung sondern nur Plastikanzüge und Hemden. Deshalb meine Frage: Kratzte damals die Kleidung? Ich frage das, weil die Monika im Film bei einem Interview meinte, dass sie das sowie die nervigen Brillen bei den Dreharbeiten am meisten gestört hätte. Und es gab also Ende der 50 Jahre schon Levi's Jeans, die der Freddy trug? Wann waren die so richtig en vogue, denn zu Anfang der 60er sieht mal ja noch viele Anzughosen?


    Nun hat man (die Älteren) sich auch im WEsten über die amerikanische Musik aufgeregt. Ich hätten ihnen dann gern die russische Folklore ans Ohr gedrückt, mit der der Spitzbart bei uns dem "yeah, yeah, yeah" zu Leibe rücken wollte.
    Ich kann's nicht ändern, die vielgescholtene Adenauer-Zeit mit Pascha-Verhalten zu Lasten der Frau und Sex in Vollmontur hat, bei Lichte betrachtet, keinen Schrecken für mich. Sie war nämlich hundert Mal besser als das, was sie uns im Osten auftischen wollten und was wir auszuhalten hatten - trotz propagierter und vermeintlicher Gleichberechtigung der Geschlechter.


    Also bitte, liebe im Westen Aufgewachsene, genießt die Gnade eurer Geburt dort und lasst euch von einem grünäugigen Monster sagen: werft einen mildtätigen Blick auf diese Zeit. Es hätte noch viel schlimmer kommen können. :nod:
    Im Felde schleich' ich still und wild, Gespannt [...] auf eure Kommentare.

    Ich bin ja nun Baujahr 55 und habe die fünfziger Jahre noch nicht bei vollem Bewusstsein erlebt. :giggle: Aber Ku'damm '56 habe ich mir damals angeschaut und habe vor, auch die Fortsetzung Ku'damm '59 heute Abend anzuschauen.


    Meine Frage an die etwas reifere Generation gg unter euch: Könnt ihr euch damit identifizieren? Ist das so in etwa, was ihr von älteren Geschwistern oder Verwandten wisst? Habt ihr die 50er auch so erlebt? :thinking:


    Meine Erfahrungen beginnen erst Anfang der 60er, als sich mein 10 Jahre älterer Bruder eine Elvis-Ente vor dem Spiegel knetete und eine Evastochter im Pünktchen-Kleid zu ihm aufs Motorrad stieg.

    Götterbote, ganz so negativ wie Du (oder täusche ich mich?) empfand ich den Film nicht,


    Ja, da täuscht du dich. Ich empfand ihn nicht als negativ, meinte nur, dass der für mich passendere Teil vermutlich erst nächste Wohe kommt. Auf das Baujahr kömmt es an...

    Und? Wie fandet ihr die Doku? Schweigen im Walde?


    Es erinnert mich an ein paar steile Thesen aus Dasa Szekelys Buch "Das Schweigen der Männer". Ist es wirklich so, dass die unmittelbaren Nachkriegskinder, die ohne Vater aufgewachsen sind, heute als unreife Bubies in Nadelstreifen z. T. Großunternehmen leiten? Die immer nur den Mund gehalten haben, wenn die alleinerziehende Mutter sie kritisiert hatte? Die Meister im Verdrängen von Unangenehmen sind? Die oft einen Mangel an Selbstreflexion, an kommunikativer Kompetenz zeigen? etc.pp. und das alles, weil ihnen der Vater, das männliche Rollenmodell, gefehlt hat?
    Die Protagonisten aus der Doku litten augenscheinlich daran, ihren Vater nie richtig kennengelernt zu haben. Das hatten sie gemeinsam, bei aller Unterschiedlichkeit in den Biografien und Werdegängen.


    Ich habe festgestellt, dass ich zu dieser Kohorte doch noch nicht gehöre, denn Hunger habe ich nie verspürt, obwohl ich ansonsten in bitterster Armut aufgewachsen bin und einen Säufer und Hallodri zum Vater hatte, der einfach nur dumm und peinlich war. Er war während des Krieges uk-gestellt worden, konnte nach Hause, aber hat sein Glück einfach bis zum Schluss nicht begriffen. Ein Vollpfosten eben. DEN vermisse ich nun überhaupt nicht und den hätte ich auch nie kennenlernen wollen.
    Ich schaue mal in die nächste Folge, die mehr meine Generation zeigen wird.

    Gucke ich mir auch an. Schließlich waren die Ruinen mein Hauptspielplatz und "Schule des Lebens".
    Seht ihr euch auch den Event-Dreiteiler Ku-Damm 53 an? Reinschauen werde ich mal und sehen, wie es ist.

    Danke für den Tipp, Hagy! So was darf man nicht verpassen. :handshake:


    Klootschießen? Wat is dat denn? Kann man ja kaum unfallfrei aussprechen. Nie gehört. Muss irgendwas Schräges aus Frieland sein. Aba Friesland is gut. Wie sagte Brockhorst beim letzten Mal: Nur Schafschiete und Sauwetter!
    Nee, das war ma wiedder richtig wat füs Heerz. Da konnte man den ganzen Mist um einen herum so richtig vergessen und abschalten. Schöne Landschaft und schöne Frauen, o war da viel anzuschauen.


    Und zu hören waren witzige Dialoge, so in der Hanfplantage oder "Haben Sie Stress?" "Ich bin hier in Leer. Jeder normale Mensch hat hier Stress." :rofl: Oder auf dem zu kurz geratenen Bolzplatz, als es um die "Inselaffen von TuS Spiekeroog" oder war's Wangerooge ? ging. Oder als Streifenhörnchen Jens glaubt, dass ihm die Ex-Arztgattin ein Date gewährt, das sie aber für den Morgen anberaumt: "Früh? Ja, geht auch. Ach? Sooo früh...?", nur um dann festzustellen, dass er ihr nur eine Atempause beim morgendlichen Joggen wert war, obwohl er im weißen Hemd den Latin Lover geben wollte. :giggle: Man trank Bölkstoff aus Bügelflaschen (!) und sinierte darüber, wie man sich beim Sex einen Bänderriß zuziehen kann? :giggle:


    Und dann noch ein Highlight beim Abspann: Torfrock mit ihrer Persiflage des Canned Heat Songs als "Let's wörk togesser". Ne war dat schön. Ich liebe diese Schmunzelkrimis mit friesischem Lokalkolorit. Mehr brauch' ich am Sonnabendabend nach einer Schietwoche nicht.

    Ich auch nicht. In der Quengelzone des Supermarkts fiel mir aber heute die Bild-Zeitung mit der Schlagzeile ins Auge: "Jenny will keinen Ochsenpenis essen." (Sinngemäß)
    Nö, das muss ich auch nicht haben und dehne das mal auf das gesamte Format aus.:nod:

    War auch gespannt auf den ersten Nürnberg-Tatort. Ganz gut gemacht, weil dialoglastig. Jedenfalls habe ich nicht ständig auf die Uhr geschaut, wann denn endlich Schluss ist. Die Manzel kann ich schon sehen, (obwohl für mich nichts über Börne und "Alberich" und Prahl (Münster) geht. Ich mag Liefers als Schauspieler und habe erlebt, dass er auch als Privatmann ganz rüstige Gedanken hat.)
    Der Nürnberger kam irgendwie sehr verstockt daher. Hat der Regisseur eine Vorliebe für Leute, die einfach nichts sagen, um Spannung zu erzeugen, bis oder wann sie denn endlich doch mal den Mund aufmachen? Das waren ihrer drei und war doch ziemlich auffällig.
    Aber der übergeordnete Chef war wohl nicht von dieser Welt? Wie würdet ihr mit so einem Schreihals auf Arbeit umgehen? Ein Highlight war die Vernehmung des Richters. Für Nicht-Franken ganz interessant, als Manzel die "Straße des verblichenen Ruhms" erklärte. Schaun wir mal, wie's weitergeht. Potential hat er.