Das 5. Leben

Ich habe hier schon angemerkt, dass ich eine mietze habe, die einen unfall hatte.
sie wurde angefahren von einem raser und liegen gelassen. ich gehöre zu den menschen,
die allein leben und sich das tier aus liebe zu ihm angeschafft haben. es ist aus einem tierheim.
hat also schon eine lange geschichte hinter sich. als ich die kleine zahnlose maus übernahm,
hatte sie schon 2 hungertode und eine radikal-zahnentfernung hinter sich und betrat somit
grad ihr 3. leben im tierheim. es war liebe auf den ersten blick.
ich möchte hier nicht schreiben, was die ärztin und ich um das leben der kleinen gekämpft
haben. sicher ist nur, dass die tiefe verbindung zwischen ihr und mir einen großen teil
dazu beigetragen hat. 48 stunden jämmerliches schreien und 10 tage "intensiv-station"
bei der ärztin hatte sie nun hinter sich. vor 14 tagen habe ich sie -nach einem umzug auch noch
zwischendurch- dann wieder zu mir geholt.


sie hat es nicht leicht. sie hat ein traumata erster güte. fast ihr gesamtes wesen -bis auf ihre
zuneigung zu mir- hat sich leicht verändert. scheu, schreckhaft, ohne vertrauen zieht sie sich
fast immer in das schlafzimmer zurück. es riecht dort nach mir und ihr und tiefe erinnerungen
scheinen ihr zu sagen: hier bist du sicher.


sie wollte sogar schon mal raus, ins freie. dabei hat sie noch nicht mal die neue wohnung
verinnerlicht. meine tierärztin meinte: wenn sie unbedingt schon raus will, dann nur mit geschirr.
ich blöde kuh hab mich darauf eingelassen. meine katze hat sich unterschätzt und ich habe mich
überschätzt. gut, sie hatte geschnuppert und war neugiereig. aber sie hatte zu viel angst.


und jetzt, wenn ich mal die hände nach ihr ausstrecke- um sie leib zu streicheln, schreckt
sie zurück, denkt, ich will ihr wieder das geschirr umbinden und sie aus den doch noch
neuen wänden heraustragen.


ich könnte mich sowas von ohrfeigen!!!!!!!!!! ich hatte es gut gemeint und jetzt muss ich sie
links liegen lassen und darf sie nicht bedrängen, damit sie keine angst mehr vor meinen
eigentlich doch liebevollen händen hat.


ich könnte echt heulen.

Kommentare 3

  • mag sein tergea. aber sie wird nie wieder, wie sie war.
    @ Olsveria
    die worte haben mit gut getan. man weiß so vieles, aber es ist
    auch schön, es noch einmal bestätigt zu sehen. Danke an euch.

  • ich bin sicher, sie wird wieder vertrauen fassen.

  • Oh, Eilena, das tut mir echt leid. Ich denke, Du brauchst jetzt viel Geduld mit dem Kätzchen, dann kommt auch das Zutrauen wieder. Bedrängen wäre sicher in dieser Situation verkehrt, aber ganz "links" liegenlassen scheint mir auch nicht ganz ohne Risiko. Ich würde es - sozusagen im Vorbeigehen - mal liebevoll ansprechen, mal zum Spielen einladen (Faden ziehen), wenn es in der Nähe bleibt, mal ein Leckerchen nebenbei, ohne gleich "zuzugreifen", die Hände liegen lassen, wenn es schnuppern kommt, mal vorsichtig kraulen, wenn es bleibt. Aber Du findest sicher selbst den besten Weg, das Vertrauen allmählich zurückzugewinnen.
    Viele Grüße, Olsveria